Risiken managen & Chancen nutzen  (Existenzängste überwinden)

Existenzängste
Existenzängste

Unsicherheit kann große Ängste schüren, deshalb hier noch einige Worte zu Ängsten. Dazu fällt mir eine Anekdote von einer Reise nach Namibia ein. Ich war mit einer Freundin im Etosha-Nationalpark unterwegs, dort konnten wir in freier Wildbahn Elefanten, Antilopen, Warzenschweine und Löwen aus dem eigenen Auto beobachten. Ranger warnten uns vor der Durchfahrt eindringlich davor, das Auto während der Tour auf freier Wildbahn nicht zu verlassen. Es seien schon Touristen von Wildtieren, insbesondere von Löwen angefallen oder getötet worden. Am Schotterpistenrand prangten immerwieder Schilder mit der Aufschrift „Don't leave the car!!! Wild animals are dangereous!!!“. Daher blieben wir immer im Auto, denn wir wollten nicht zum Wildfraß werden. Die Schotterpiste war ziemlich ruckelig und es gab immer wieder Zebras, Gnus und Warzenschweine zu beobachten. Wir zuckelten also stundenlang mit 30 km/h von Wasserloch zu Wasserloch.

Nach ca. 2 Stunden merkte ich, dass ich auf die Toilette musste und wir fuhren zu den im Plan eingezeichneten Toilettenhäuschen.  Nach einer weitern halben Stunde tauchte das Toilettenhäuschen auf. Doch es gab keinen Wildzaun oder anderen Schutz vor Wildtieren, es war einfach nur ein einsames Toilettenhäuschen in der Savanne. Was nun? Wie sollte ich gefahrlos zu dem Häuschen gelangen? Hatten uns doch die Ranger gewarnt, dass Wildkatzen völlig unvermutet aus einem Gebüsch angreifen konnten. Wir waren etwas ratlos und meine Blase forderte jetzt doch intensiv nach ihrem Recht. Meine Reisebegleiterin hatte eine Idee und fuhr ganz dicht an das Häuschen heran und sagte, „Geh schnell auf Toilette, ich beobachte die Gegend und Hupe, wenn ein Löwe oder ähnliches auftaucht.“ Als mir klar wurde, dass dass dies die einzige momentan brauchbare Lösung für meine Notsituation war, huschte ich blitzschnell, die Gegend genau beoachtend, aus dem Auto in das Häuschen. Endlich gab es Erleichterung und das Häuschen war frei und sauber. Ich war hier erst einmal in Sicherheit und erledigte mein Geschäft. Während ich beruhigt auf dem Lokus saß, hörte ich plötzlich: „Mööp.“ Das war das Hupzeichen meiner Freundin. Ich erstarrte, hatte sie einen Löwen ausgemacht? Was mache ich denn jetzt? Während ich mich wieder anzog, sah ich mich in Gedanken schon von dem Löwen gefressen. Adrenalin schoß mir ins Blut, mein Herz wummerte. Fast wäre mir schwarz vor Augen geworden, als mir mein Gehirn noch eben meldete, dass ich doch meine gelernten Angstbewältigungstrategien aktivieren sollte.

Also gut, irgendwie Ruhe bewahren und auf's Atmen konzentrieren. Ich wusste, dass ich als erstes aus der Angstreaktion raus und mich selbst beruhigen musste, damit mein Neocortex wieder einsatzbereit war. Ich konzentrierte mich also als erstes auf meine Körperreaktionen. Wenn man auf engstem Raum das Adrenalin nicht durch Bewegung abbauen kann, hilft auch lautes Schreien oder sogar innnerliches Schreien zur Beruhigung. So hatten es schon Naooleon's Truppen gemacht, wenn sie den Feind angriffen. Das Schreien jagt nicht nur dem Gegener Angst ein, sondern vertreibt vor allem die eigene Angst. Ich redete mir mit beruhigendenden Worten einen guten Ausgang der Situation ein. Es ist schon ertaunlich, wie sehr man die eigene Angst mit Schreckenszenarien rein gedanklich bis zum Exitus "füttern" kann. So wird in einer Todespirale die Angst aufgeputscht: Körperreaktionen, wie zittern und Schweißausbrüche und gedankliche Schreckenszenarien, wie der Löwe springt mich an, verstärken sich gegenseitig. Weitere Körperreaktionen, wie schneller, lauter Herzschlag, neuerliche gedankliche Schreckenszenarien, wie der Löwe beißt mir in den Hals und Blut spritzt, noch mehr verstärkte Körperreaktionen … usw., usw.

Aber genau dieses "hochschaukeln" funktioniert auch andersherum und das wusste ich zum Glück noch.

Ich redete mir also gewollt einen guten Ausgang ein, wie ich sicher zum Auto gelangte und fühlte mich schon nach einigen Minuten soweit gewappnet, dass ich die Tür langsam, vorsichtig tastend öffnen konnte. Ich sah keinen Löwen. Ich suchte nochmal langsam und konzentriert die Gegend ab und sah immer noch keinen Löwen. Also öffnete ich die Tür weiter und als ich immer noch keinen Löwen sah, hüpfte ich rasch ins Auto. Meine Begleiterin erklärte mir dann entschuldigend, dass sie aus Versehen gegen die Hupe gekommen sei und in keinem Moment eine drohende Gefahr bestanden hatte.

In diesem Moment merkte ich, wie sinnlos und dennoch als uraltes Schutzprogramm angelegt, die Angst manchmal sein kann. Insbesondere, wenn sogar gar kein Risiko, das Leben zu verlieren, besteht. Ich beschloss daher, mich weiter im Loslassen von Angstgedanken zu üben und lernte die folgenden Sofortmaßnahmen gegen drohende Existenzängste. Das wird insbesondere von Unternehmer/Innen und Gründern erwartet.  Aber auch für angestellte Menschen sind die folgenden Tipps ungemein hilfreich.

 

Wie bewältigen Unternehmer/Innen paralysierende Existenzängte, die das Gehirn auf das Basisüberlebensprogramm stellen, und damit das Vorderhirn und somit die höheren kognitiven Gehirnfunktionen ausschalten? Dann steht nämlich nur noch Adrenalin für die drei Basisangstreaktionen bereit:

 

- Kämpfen

 

- Fliehen

 

- Erstarren

 

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Geldsorgen die Kapazität der höheren Gehirnfunktionen so stark einschränken können, dass der IQ um 13 Punkte sinkt. Wie kann ich mir trotzdem in solchen Situationen das volle Verhaltensrepertoire bei Existenzängsten erhalten?


1. Machen Sie die Angst zu Ihrem Freund: Gehen Sie in die Angst, lassen Sie sich geradezu von der Angst überwältigen und schreien, spucken oder heulen Sie Rotz und Wasser. Spüren Sie die Angst intensiv und erforschen Sie das Gefühl, um es genau kennen zu lernen und sich damit anzufreunden.

 

Bedanken Sie sich bei Ihrer Angst!


2. Bewegen Sie sich. Kommen Sie aus der Erstarrung, wandeln Sie die gestaute Energie in Sport oder Bewegung um. Schütteln Sie die Hände, Körper und Beine aus, hüpfen oder hippeln Sie am Platz. So können Sie die biologisch vorprogrammierte Körperreaktion nutzen.


3. Wenn wieder etwas Vorderhirnkapazität zur Verfügung steht, machen Sie sich bewusst, das Ihr Leib und Leben NICHT von Ihrem Kontostand abhängen und sagen Sie sich:

 

- Ich lebe mit und ohne Geld.

 

- Ich existiere mit und ohne Geld.

 

- Ich werde wie alle irgendwann sterben, mit und ohne Geld und das ist GUT so!


4. Nun aktivieren Sie Ihren inneren Kritiker und Risikomanager:

Hören Sie Ihrem inneren Risikomanager zu. Gehen Sie minutiös durch, was im schlimmsten Fall passieren könnte und erstellen Sie Worst Case Szenarien.

 

Für diese Worst Case Szenarien wird anschließend eine Bewertungsmatrix wie folgt erstellt:

 

a) Risiko

b) Eintritts-

wahrscheinlichkeit

Schaden in € /
Konsequenz

Gegenmassnahme

Gesamtbewertung in €

b) * c)

1. zu wenig Umsatz

80%

Unternehmerlohn kann nicht gezahlt werden 5.000 €

Vetriebscoaching

Vertriebsberatung, Übergangshilfen

0,8 * 5.000 € = 4.000 €

 

 

 

 

 


 

Spielen Sie auch mögliche irrationale Existenzängste durch, wie „Ich muss verhungern“:

 

2. Ich muss verhungern

0%

Tod 1.000.000 €

Absicherung durch die sozialen Netze

0 €

 

Der innere Kritiker macht einen guten Job und möchte Sie nur vor Schaden bewahren! Gehen Sie also möglichst alle Punkte und schlimmen Befürchtungen ernsthaft durch und überlegen Sie sich, was die Konsequenzen sind. Gehen Sie die Szenarien solange durch, bis alle Fragen beantwortet und möglichst durch Gegenmaßnahmen eingedämmt sind.


Nun dürften der innere Kritiker besänftigt und die Existenzängste beruhigt sein: Schauen Sie sich dazu auch den weiteren Artikel an: Feel the fear and do it anyway.

 

(C) Kanese Coaching

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Boris Bäumer (Sonntag, 25 Mai 2014 18:02)

    @4 zeile 2
    zu hohe kosten
    vernetzen sie sich intensiver mit ihren kunden und auch ihren lieferanten, auch ohne geld.